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Monat: Mai 2020

Das Zwillbrocker Venn: Der nördlichste Flamingo-Brutplatz der Welt

Das Zwillbrocker Venn: Der nördlichste Flamingo-Brutplatz der Welt


 

Das Zwillbrocker Venn: Der nördlichste Flamingo-Brutplatz der Welt

 

 

Hallo zusammen,

Denkt man an Flamingos, denkt man an warme Gefielde, an türkis-blaues Meer und Sonnenschein.

Viele wissen gar nicht, dass es auch bei uns im Münsterland einen Brutplatz von Flamingos gibt.

 

Wir haben das sonnige Wochenende genutzt, um mit den Kindern wieder einen Teil unserer Heimat kennen zu lernen:

Unser Tagesziel:
Das Zwillbrocker Venn: Der nördlichste Flamingo-Brutplatz der Welt

 

 

Zu finden ist das 76 Hektar große  Wald-, Moor-, Feuchtwiesen- und Gewässergebiet im westlichen Münsterland direkt an der Grenze zu den Niederlanden.
Inmitten des Venn befindet sich das 23,24 km² großes Vogelschutzgebiet mit einem See und der Flamingoinsel. Der See ist kein natürlicher See, sondern ist nach dem Ende des Torfabbaus entstanden und somit nicht sehr tief. Beheimatet ist hier nicht nur die weltweit nördlichste Brutstätte von Flamingos, sondern auch die größte binnenländische Lachmöwenkolonie sowie viele weitere Pflanzen und Tiere, u.a. z.B. um die 60 Vogelarten.
Durch den Kot der mehreren tausend dort brütenden Lachmöwen bildet sich in dem Gewässer viel Plankton, welches den Flamingos als Nahrung dient.
Woher die Flamingos kommen, ist bis heute nicht ganz geklärt. Man vermutet, dass ein paar Flamingos um 1970 aus Gefangenschaft geflohen sind und sich dort angesiedelt haben.

 

Es gibt einen kostenlosen Parkplatz bzw die Möglichkeit, am Seitenstreifen der Strasse zu parken, zudem befinden sich dort auch 3 Rollstuhl – Parkplätze

Klickt hier: > Parkplatz am Zwillbrocker Venn <

 

Von dem Parkplatz aus kann man einen 5,8 km langen Rundweg wandern. Er führt vorbei an zwei barrierefreien Aussichtskanzeln sowie einem Aussichtsturm, welcher zur Zeit aufgrund der Corona-Situation leider geschlossen ist (Stand 17.05.2020)

Der Rundweg ist ebenfalls teilweise barrierefrei und somit mit Rollstuhl oder Kinderwagen nutzbar.
Wenn man an dem oben genannten Parkplatz startet, sind es ca 0,5 km bis zur Info-Remise und der 1. Aussichtskanzel.
Dort befindet sich eine WC- Anlage mit Behinderten-WC und ein Wickeltisch (zur Zeit leider geschlossen)

Von dieser Aussichtskanzel hat man einen sehr schönen Blick auf die Flamingo- Insel.
Unbedingt Fernglas oder ein Zoom- Objektiv mitnehmen.

Im direkten Umfeld der Aussichtskanzel und der Info-Remise befinden sich zahlreiche Bänke und Picknicktische.

Aktuelle Infos, geplante Sonderführungen, Veranstaltungen, Radtouren-Karten und natürlich alles über die aktuelle Situation zu Corona vor Ort findet ihr hier:

https://www.bszwillbrock.de/de/biologische-station-zwillbrock/tourismus/

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Unser Besuch im Zwillbrocker Venn

 

Morgens um 6.30 Uhr weckte ich die Kids, fröhlich singend das Lied aus “Madagaskar”  “Es ist Freitag, Klassenfaaaahrt, badampadapadam!”
Warum so früh?  Wenn ich schon mit 4 Schulkindern dort hinfahre, möchte ich den im Tagesverlauf zunehmenden Besucheranstrom umgehen.
Die Kinder fanden es eher semigut, so früh aufstehen zu müssen.
“Es sind Corona-Ferien!” meinte eines der Kids. “Falsch, ihr habt aktuell zwar keine Schule, aber der Unterricht läuft weiter.”  Und heute war es sozusagen eine Homeschooling- Klassenfahrt. Immerhin gibt es auch einiges zu lernen dort.

Es ist im Moment nicht leicht, für uns alle nicht. Die Kinder vermissen ihre Freunde, ihre Vereine, selbst die Schule. Und ich bin im Dauerspagat zwischen Job und Homeschooling mit 4 bzw zwischendurch waren es sogar 5 Schulkinder. Nach Feierabend Kind 1 Mathe erklären, schnell die nächste Maschine Wäsche anstellen und Wäsche falten und sich nebenbei mit Kind 3 dem Dativ und Akkusativ widmen, während man eigentlich schon das Abendessen vorbereitet und Kind 2 die schriftliche Multiplikation erklärt. Kind 4 hat so gar keine Lust und braucht permanente Motivation. Mein Lebensgefährte arbeitet auswärts und ist erst abends zu Hause….
Dieser ganze neue Alltag, diese Normalität, die immer noch keine ist, ist anstrengend, …für alle.

Aus dem Grund bauen wir uns immer wieder kleine Erholungsinseln in unseren Alltag. Ein Waldspaziergang mit Waldbingo (das erkläre ich demnächst in einem seperatem Beitrag) , Fahrradtour mit einem Picknick an einem Gewässer, Spaziergang zur Eisdiele und ein Eis auf die Hand, Sportspiele wie zB Völkerball oder Basketballkegeln bei uns auf dem Hof und vieles mehr.
Wir haben viel Abwechslung – und auch unsere Homeschooling- Klassenfahrt in den Zwillbrocker Venn war eine dieser Alltags- Erholungsinseln.

Und entsprechend gelöst war die Stimmung nach dem Frühstück, das frühe Aufstehen war schon so gut wie vergessen – wir freuten uns alle auf diesen Ausflug.

Bereits am Vorabend haben wir die Rucksäcke vorgepackt und brauchten so an diesem Morgen nur noch die frischen Sachen schnibbeln.
Dank der frühen Abfahrt waren wir entsprechend früh am Zwillbrocker Venn. Nur 2 Autos standen auf dem Parkplatz. Wir trafen auf ein paar Jogger und Fotografen mit beneidenswert tollen Zoom- Objektiven.  Mit soetwas konnten wir nicht aufwarten. Nicht einmal ein Fernglas. Das lag zu Hause …. vergessen…. Nächstes mal packen wir es im Rahmen der Vorbereitung schon am Abend ins Auto….
Zumindest an die Kameras hatten wir gedacht und hofften, dass wir auch ein paar Flamingos vor die Linse bekommen würden.

So ganz selbstverständlich ist das nicht, denn im letzten Jahr gab es kein einziges Flamingo- Küken.
Die anhaltende Dürre hat den See ausgetrocknet und so konnten Füchse bis zur Flamingo- Insel laufen und die Nester leerräubern.
Insgesamt fehlt in dem 30 ha großem See 150.000 Kubikmeter Wasser.
Um die Brut in diesem Jahr zu schützen, wurde direkt um die Insel ein Graben gezogen, welcher auch bei einem leeren See immer Wasser führen soll, um die Insel vor Füchsen zu schützen.

Im März kehrten glücklicherweise die ersten Flamingos aus ihrem Winterquartier in den etwas milderen Regionen Südhollands zurück ins Zwillbrocker Venn und inzwischen sind mehrere Brutkegel zu sehen. Ca 40 – 50 Flamingos konnten gezählt werden.
Hoffentlich wird es in diesem Jahr wieder Nachwuchs geben.

Am Parkplatz gibt es Informationsschilder. Hier kann man auch direkt auf den Rundweg starten, welcher sehr gut ausgeschildert ist
Ein breiter, ebenerdiger Weg führt vorbei an Wiesen und einem urigen Wald zur 1. Station. Wir hörten viele verschiedene Vögel wie zB einen Kuckuck, rechts und links blühten Wildblumen, welche viele verschiedene Insekten anlockten. Eine Ruheoase zum Entschleunigen. Ich wusste schon nach den ersten Metern, dass wir definitiv wieder kommen würden!
Die Kinder hatten ihr eigenes Tempo. Sie entdeckten viel am Wegesrand, wie zB Raupen, Schmetterlinge und lauschten dem Konzert der vielen Vögel.
Ursprünglicher Wald
Wir wohnen selber ländlich, vielleicht zieht es uns deshalb lieber in die Natur als in die großen Städte. In diesen Zeiten sowieso ….
Meine älteste Tochter hatte ihre Kamera dabei. Dieses Foto ist von ihr. Es freut mich sehr zu sehen, mit wie viel Begeisterung sie mit der Fotografie experimentiert und schon oft ein tolles Auge für Motive beweist
Das ist die Nordkanzel – die 1. Aussichtskanzel mit einem sehr gutem Blick auf die Flamingoinsel. Hinter mir liegt die Remise mit dden vielen Infotafeln, ein Cafe, die vielen Picknicktische und Bänke und das WC Gebäude
Sie war ein paar Wochen geschlossen, ist nun mit Auflagen wieder für die Besucher geöffnet.
Eine Übersicht des gesamten Venns mit Radwegen, Wanderwege und die Umgebung

 

Schon vom Weg aus erspähten wir die ersten rosa Punkte. Man musste schon genau hinsehen, aber dann waren wir uns sicher: Da sind sie, die Flamingos!

Mittig rechts sind sie

 

Es war wenig los an der Aussichtskanzel und so konnten wir dort in Ruhe die Flamingos und die anderen Vögel beobachten.

Für 1 Euro kann man mit dem Super-Zoom-Fernglas zu den Flamingos schauen, die Kinder durften alle einmal schauen, das Ding ist wirklich toll.
Aber unbedingt passendes Geld mitnehmen, also 1 Euro Stücke

Das Fernglas ist sehr gut und man kann in Ruhe schauen. Die genaue Zeit habe ich leider nicht gestoppt
Jaaaaa! Da sind sie!!!!!!!! Flamingos, nicht im Zoo, sondern in freier Wildbahn!

 

Hier erkennt man, wie niedrig der Wasserstand ist
Es war nicht zu überhören, dass tausende Möwen anwesend waren – ich liebe es! Augen zu – und man ist am Meer

 

 

 

 

 

Ein Gewimmel von Möwen, Gänsen, Enten und auch ein paar Flamingos

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Kurzes HD- Video:


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Das ist der Blick von der Aussichtskanzel ohne Fernglas und Zoom-Kamera

 

Der Zwillbrocker Venn: Der nördlichste Flamingo-Brutplatz der Welt

 

 

 

 

 

 

Der Zwillbrocker Venn: Der nördlichste Flamingo-Brutplatz der Welt

Ich weiß nicht genau, wie lange wir an der 1. Station waren. Zeit war egal. Es war toll, die Tiere zu beobachten. Auf den Infotafeln erfuhren wir viel Wissenswertes über die Flora und Fauna im Zwillbrocker Venn.

 

Die Infotafeln an der Ausssichtskanzel und der Remise
Und weiter gehts, der Rundweg ist sehr gut ausgeschildert. Unser nächstes Ziel: Die andere Aussichtskanzel, ca 1 km weiter

 

 

Diese kleine “Hütte” entdeckten die Kinder unterwegs – wer die wohl dorthin gebaut hat?
Blauer Himmel und Sonnenschein! Ein paar Stunden Kurzurlaub

 

Auch meine Jüngste fotografiert gerne – liegt wohl in der Familie 
An jeder Weggabelung stehen Schilder mit Richtungsangaben und auch Entfernungen

 

Unterwegs stehen an mehreren Stellen Informationstafeln, welche dem Besucher die Flora und Fauna erklären.
Aufgrund der Nähe zu den Niederlanden sind alle Infotafeln auf deutsch und niederländisch.

Angekommen an Station 2
In der Aussichtskanzel kann man auf Bildern sehen, welche Vogelart man grad beobachtet hat
Von hier sahen wir keine Flamingos, dafür viele Enten und Gänse

 

 

 

 

Wir sahen viele große Libellen.

 

 

 

 

Der Aussichtsturm ist zur Zeit leider gesperrt, daher liefen wir zurück zur 1. Aussichtskanzel, um noch einmal die Flamingos zu sehen.

Wie ich vermutet hatte, war dort inzwischen schon viel los. Mehrere Fotografen standen rund um die Aussichtskanzel und davor warteten mehrere Besucher, um eintreten zu dürfen, denn es gilt ja eine Personenanzahlbegrenzung.

Wir schauten nur einmal kurz, machten dann schnell Platz für die anderen Besucher.

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Info – Links zum Zwillbrocker Venn:

 

https://www.bszwillbrock.de/de/biologische-station-zwillbrock/

 

https://www.muensterland.com/tourismus/themen/erlebnis-region-muensterland/naturerlebnis/naturpark-zwillbrocker-venn/

 

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Unser Fazit:

Es lohnt sich.

Wir beobachten gerne Tiere, gehen auch öfters in den Zoo – aber tausendmal lieber beobachten wir sie in freier Wildbahn.
Bei uns zu Hause sehen wir oft Rehe, Fasane, Bussarde, Hasen, Spechte. Eichhörchen springen in den Bäumen an unserer Strasse zwischen den Ästen entlang und im Herbst besucht uns regelmäßig ein Igelpäärchen. Jeden Abend fliegen bei uns die Fledermäuse ihre Runden, begleitet vom Gesang einer Nachtigall.

Und auch einige exotische Tiere durften wir schon in natura sehen.  
So begleiteten uns in Florida im Schnellbooot zum Beispiel zahlreiche Delphine, die Pelikane klauten uns die Fische, welche wir eigentlich für die Tarpune gekauft hatten und an einem Seeufer konnten wir rosa Löffler und Manatees beobachten. In Kalifornien haben wir bei einem Bootsausflug auf dem Pazifik Wale gesehen, welche dort ihre Kreise zogen und uns immer wieder ihre imposante Schwanzflosse zeigten.

Und nun haben wir freilebende Flamingos gesehen und dafür mussten wir nicht einmal in den Flieger steigen, sondern nur eine halbe Stunde mit dem Auto fahren, und das ganze inmitten einer wundervollen Natur Kulisse, welche einen schon direkt beim Betreten entschleunigt, wie ein kleiner Mini- Urlaub.

 

 

 

 

 

 



 

Impressionen aus meiner Heimat